Wir sind ein Kulturverein

Emma Varila. ‚Somewhere in Italy‘. Casale 2024

 

 

Über die erste Ernte und die Kunst des Lebens

Die Blätter der Nebbiolo-Rebstöcke beginnen sich langsam rot zu färben – ein Ereignis, auf das wir voller Vorfreude gewartet haben.

Wir nähern uns einer ganz besonderen Zeit: der Ernte.

Rückkehr ins Piemont

Nach einem Jahr Reisen durch ganz Italien – tatsächlich durch alle zwanzig Regionen – sind wir wieder im Piemont angekommen.
Wir waren schon einmal hier, vor genau einem Jahr, als die Reben gerade begannen, wild zu wachsen.
Damals hatten wir großes Glück: Wir lernten Yvonne, Tuomo und Miky kennen – unsere späteren Freunde und Langhe-Guides.

In der Hitze des Juni folgten wir Mikys Anweisungen und halfen auf den steilen Hügeln
beim Beschneiden der Barbera-, Pinot Nero- und Riesling-Reben rund um die Anwesen von SerafinaQuota.
Diese Erfahrung und viele andere Erlebnisse haben uns inspiriert, ein Buch über Italien
zu schreiben. Und genau hier, in den sanften, grünen Hügeln von Langhe, wollten wir die Seiten dieses Buches mit Leben füllen.

Der Traum vom Schreiben in Langhe

Nach sechs Monaten intensiven Reisens begann sich die Idee eines Buches zu formen.
Bis dahin hatten wir unsere Erlebnisse lediglich für uns dokumentiert – mit Fotos und
Tagebucheinträgen, staunend über alles, was wir unterwegs sahen und hörten.

Nach Abschluss unserer „Grand Tour“ entschieden wir, in Langhe sesshaft zu werden,
umgeben von üppigem Grün und einigen der besten Rotweine Italiens – vielleicht sogar den besten der Welt.

Als der Sommer in den Herbst überging, zogen wir in das Borgata Casale – um weiter an
unserem Buch zu arbeiten und vor allem, um das Leben in Langhe in vollen Zügen zu
genießen: la vita Langhese.

Leben und Arbeiten im Casale

Das Casale inspirierte uns auf vielfältige Weise.
Unsere Tage begannen stets mit einem schnellen Kaffee und einer liebenvollen Begrüssung durch die Katzen.

Unsere Arbeit erledigten wir je nach Stimmung entweder im Apartment, im Musikstudio
oder in der Bibliothek.
Das Gleichgewicht war perfekt: Eingetaucht in Natur und Stille, aber immer bereichert
durch freundliche Begegnungen und interessante Gespräche.

Wir schlossen neue Freundschaften: etwa mit Michael, einem kreativen Designer aus der
Schweiz, sowie Johan und Niklas, einem visionären Paar, das ein Hotel in Schweden
betreibt.

Wir genossen die authentischen Aromen direkt aus den Gärten unserer Nachbarn, lernten das analoge Drucken auf alten Maschinen und versiegelten Weinflaschen von Hand – Tätigkeiten, die heute meist automatisiert sind, die aber durch Handarbeit eine besondere Erfüllung schenken.
Das Glück liegt oft in diesen kleinen, unperfekten Ergebnissen – handgemacht!

All dies wurde ermöglicht durch Yvonnes Vision und Engagement.

 

Die erste Ernte: Vendemmia

Während sich die Blätter immer stärker verfärbten, kam endlich der große Moment: die erste Ernte der Saison, die Vendemmia.

Schon seit Tagen hatten wir darauf gewartet, seit wir die ersten roten Erntekisten auf den Hügeln sahen.
Ein Anblick voller Nostalgie: dutzende rote Kisten, gleichmäßig am Anfang jeder Rebzeile platziert, bereit, mit handverlesenen Trauben gefüllt zu werden.

„Controllo!“, rief Miky immer wieder, um uns daran zu erinnern, auch die Rückseiten der Pflanzen zu prüfen.
Zusammen mit erfahreneren Freunden sammelten wir die ersten Pinot Nero-Trauben, die etwas früher reifen als ihre Nachbarn.

Mit festen Stiefeln an den Füßen und Rebscheren in der Hand arbeiteten wir uns durch die Hänge, begleitet von unserer Hündin Lilla, während Alfredo und Pako wild zwischen den Zeilen herumtobten.
Gemeinsam füllten wir Kiste um Kiste, die Tuomo später zu Dominik in den Keller transportiert hat.

Man könnte wohl ein ganzes Buch – oder zwei – schreiben, um die Schönheit dieses Lebens hier in Langhe zu beschreiben.

 

von Emma Varila
Tagsüber Marketerin, nachts Mitautorin von „Somewhere in Italy“.

@somewhereitalia