Text und Foto: Charis Stank, Schönste Zeit Magazin *

Was macht die Langhe so anziehend? Wieso bleiben uns die Besuche in einer „Locanda“ so lebendig in Erinnerung? Um Antworten zu finden, machen wir uns auf die Suche und landen so in der Osteria dei Binelli. Die Tische sind weiß eingedeckt. Die krummen Beine der Holzstühle sehen aus, als könnten sie bereits eine Menge spannender Geschichten erzählen. Und die Karte lässt vermuten, das die Zutaten aus den Feldern, Gärten und Weinbergen rund um das Haus stammen. Allesamt mit einer unschlagbaren Umweltbilanz.

Piemontesische Küche in traditioneller Locanda

Haselnüsse, Wein und Wiesen umgeben die Osteria dei Binelli unweit der Straße, die von Dogliani nach Somano führt. An klaren Tagen zeichnen sich die schneebedeckten Gipfel der Cottischen Alpen in der Ferne ab und lassen mit ihrer Schönheit den Zuschauern den Atem stocken. Ist das Wetter weniger gut, konzentriert man sich aufs Essen.

Zwischen Haselnuss-Plantagen und Weinreben

Die Osteria dei Binelli ist in einem dunklen Rotton gestrichen. Das sieht an sonnigen Tagen warm und sehr italienisch aus. Außerdem bildet die Farbe einen wunderbaren Kontrast zum blauen Himmel. Oder, man kommt wie wir, an einem Frühlingstag: Dann wird das Haus von leuchtend gelben Pusteblumen flankiert.

Im Herbst dreht sich alles um die Ernte der berühmten „Tonda Gentile delle Langhe“. Eine Haselnuss, aus der Konditoren gern das beliebte und hier in vielen Varianten bekannte „Torrone“ herstellen.

Unseren Besuch in der Osteria haben wir mit einem Abendessen verbunden. Von Dogliani sind das nur drei Kilometer.  Eigentlich kann man das fast laufen. Doch weil die schmalen Landstraßen unbeleuchtet sind, nehmen wir das Auto. Über einen holprigen Weg erreichen wir die Locanda. Große Wegweiser weisen darauf hin.

Die Gaststube ist gefüllt. Teller werden emsig durch den Raum getragen. Es riecht verlockend. Wir werden in den ersten Stock geleitet. Dort ist ein langer Tisch für Yvonne und ihre Freunde von den Serafina-Houses reserviert.

Zwei Pappen und eine rote Schleife: die Menükarte der Osteria

Eine Speisekarte gibt es nicht. Zwischen zwei Pappen ist, mit einem roten Schleifenband gefasst, so etwas wie eine Weinkarte vorhanden. Aber wozu Karten lesen, wenn man miteinander reden kann? Wie so oft verlassen wir uns auf die Empfehlungen des Hauses und sind gut damit beraten. Die Gerichte werden auf großen Tellern und Platten serviert. Jede Vorspeise, jeder Hauptgang wird geteilt. Das ist gesellig und hat den Vorteil, dass jeder bei seinem Favoriten doppelt zulangen kann. Tuomo Nurminen, Serafina Quotas finnischer Allrounder und Teilzeit-Musiker, hat beispielsweise die Sardinen mit Kartoffeln und Zwiebeln für sich entdeckt. Nur logisch, dass wir ihm die größte Portion zukommen lassen.

Wir essen uns mit Antipasti, Primi und Secondi Piatti quer durch die Karte der Osteria dei Binelli. Während Christian serviert, steht sein Bruder Fabio am Herd. Dazu gibt es Rotwein aus dem Piemont, wahlweise einen Roero Arneis. Bei den Dolci müssen wir passen. Wir können einfach nicht mehr. Ein perfekter Grund, um wiederzukommen.

Probieren

Degustationsmenü mit Vorspeisen, Zwischengericht, Dolci und Kaffee. ca. 30 Euro (05/2022).

Wasser ist inklusive. Regionale Weine, unter anderem auch der Dolcetto aus Dogliani, werden nach Angebot berechnet.

Besser reservieren.

Für Kinder gibt es einen Spielplatz und rund ums Haus genügend Parkmöglichkeiten.

Restaurant Osteria dei Binelli

Borgata Pianezzo, 75
I 12063 Dogliani (CN) (Piemont)
Telefon: +39 334 754 6594
osteriadeibinelli.it

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Der Artikel ist im Schönste Zeit Magazin erschienen unter dem Titel: Restauranttipp für das Piemont: Osteria dei Binelli – Piemontesische Küche in traditioneller Locanda