Text und Fotos Jürgen Schmücking*

Wir, in den Hügeln.

Sitzt man auf der Terrasse des Uri in Roddino und lässt seinen Blick über die sanften Hügel der Langhe streifen, kann es schon passieren, dass man das Gefühl für Zeit und Raum verliert. Der Ort hat etwas Besonderes, hat Kraft. Vielleicht sogar ein wenig Magie. Auf jeden Fall ist es ein Ort herausragender Kulinarik. Das „Sapori“ im Namen hält, was es verspricht. Aber condivisi? Warum „gemeinsamer“ Geschmack? Und was bedeutet überhaupt Uri??

Des Rätsels Lösung liegt in der Geschichte von Frederica und Kim, die das Uri mit viel Leidenschaft und Herzblut betreiben. Sie, Frederica, ist Italienerin. Er, Kim, Koreaner. Kennengelernt haben sich die beiden bei Massimo Camia in La Morra. Von dort gingen sie in die „Enoteca“ von Davide Palluda und von dort überhaupt nur noch gemeinsame Wege: Liebe, Heirat, eigenes Restaurant. Das Uri (es ist übrigens ein koreanisches Wort und steht für „Wir“ oder auch „Unseres“) ist ein Restaurant, das tief in der kulinarischen Tradition der Langhe verwurzelt ist, die piemontesische Küche aber um spannende Aspekte aus Kims Heimat erweitert. Als Gast erkennt man das etwa daran, daß Gänge in großen Schüsseln, aus denen sich alle bedienen können, in der Mitte des Tisches stehen. Oder daran, dass Kim das Gemüse nicht einfach aus seinem Garten holt, sondern es leicht fermentiert am Teller landet. Darin sind sie nämlich Großmeister, die Koreaner.

Zwei Menüs zur Auswahl

Das Konzept funktioniert. Und wie es funktioniert. Im Uri stehen stets zwei Menüs zur Auswahl. Ein traditionelles und ein eher experimentelles. Wirklich falsch macht man bei beiden nichts. Der erste Gang des „Menu Piemonte“ heisst simpel antipasto misto, kommt in zwei Gängen und legt die Latte schon ziemlich hoch. Alleine die Battuta di Fassone wäre ein Grund, immer wieder und immer wieder hierher zu kommen. Perfekte Fleischqualität, grob geschnitten, ein Hauch Olivenöl. Dann herrliche Tajarin. Das ist tiefgelbe Pasta, Bandnudeln, noch dünner als Tagliatelle und mit sagenhaft gutem Ragù (Hase) serviert. Oder plin di carne e fondo bruno. Teigtaschen mit Lamm gefüllt. Als Hauptgang gab es Brasato al Barolo, ein lange im Wein geschmorter Rinderbraten, der – scheinbar je nach Laune – auch einmal als Brasato al Nebbiolo im Rohr landet. Großes Rinderkino ist beides.

Drüben, beim experimentellen Menü geht es weniger traditionell zu. Ein knuspriges Sandwich mit Perlhuhn und Sauce Béarnaise, mittlerweile fast ein signature dish im Hause Uri oder ottoke. Ein Pfannkuchen, gefüllt mit einem Mix aus Zimt, Honig, Rosinen und Haselnüssen. In Kim’s Heimat, aus der das Rezept stammt, werden Erdnüsse verwendet. Aber inzwischen hat er ja eine neue Heimat gefunden. Bleibt zu wünschen, dass uns und der Langhe das Uri noch lange erhalten bleibt.

URI Sapori Condivisi

Località Poine, 4
12050 Roddino CN

0039 334 9704528
uri.langhe@gmail.com

Geöffnet Abends Mittwoch bis Sonntag ab 19.30 Uhr
Samstag und Sonntag ab 12,30

www.uri.restaurant

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*Jürgen Schmücking ist Fotograf und Reporter, der in der Welt der Kulinarik und des guten Geschmacks unterwegs ist. Den Notizblock immer zur Hand, die Kamera stets schussbereit, sammelt er Bilder und Geschichten von außergewöhnlichen Orten und Geschmäckern, von Winzern und Schnapsbrennern. Von Dogliani bis Ybbs. Von Arusha bis Traverse City.